Annie O.: Von der Börse zur DJane - ein ungewöhnlicher Karriereweg

Shownotes

"Wir würden das Bild mit der Pille nehmen." "Hehe, die Pille ist mein Zungenpiercing :-)"

Diese Folge ist ein absolutes Muss für alle, die sich für unkonventionelle Karrierewege und berufliche Neuorientierung interessieren.

Sirkka und Anja sprechen mit der ehemaligen Investmentbankerin Annie O. darüber, wie sie den Sprung vom strengen Londoner Bankalltag in die freie Berliner DJ-Szene geschafft hat.

Annie erzählt offen von ihren Zweifeln im Investmentbanking, ihrem Weg zur Musik in London und dem Prozess, eine Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Sie gibt wertvolle Ratschläge, wie man herausfindet, was man wirklich will und seine Träume verfolgt. Dazu passt, dass sie sich ein paar Fragen aus unserem Katalog erwürfelte.

Eine inspirierende Geschichte über Mut, Leidenschaft und die Suche nach Erfüllung im Beruf!

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Angesprochene Links:

Musik:

Bild-Credit für Annie O.-Portrait:

  • Textitsnotanothershot

Transkript anzeigen

Wir waren bei Annie O. und ich finde diese Künstlerin einfach super inspirierend, weil die für mich so eine berufliche Metamorphose durchlaufen hat, also Ich weiß eigentlich gar nicht, ob's den Begriff gibt, aber sie hat auf jeden Fall jahrelang darauf hingearbeitet, als Investmentbankerin an der Londoner Donnerbörse zu arbeiten und dann hat sie's geschafft und nach sechs Monaten gekündigt.

Total krass und heute ist ja der bekannte DJane eine Musikproduzentin und Keynote-Speakerin, Sie arbeitet als Resident DJ im Berliner KitKat Club. Also wer den nicht kennt, vielleicht mal vorbeigehen.

Und sie hat auch vor kurzem auf so 'nem richtig starken Google-Event 'ne Keynote zu ihrem Werdegang gehalten, also echt total beeindruckend, was die NEO so macht, Und jetzt auf der IFA demnächst wird sie sogar zusammen mit einem Roboter auflegen. Also super spannend, was sie uns alles erzählt hat.

Ja das stimmt. Ich fand das auch sehr inspirierend. Wir waren ja bei ihr eingeladen in Berlin-Mitte in ihre Wohnung und haben uns da rege ausgetauscht, Viel gelernt und, am Schluss hat sie uns auch noch einen selbstproduzierten Track zur Verfügung gestellt, den wir für unser Auto nutzen können. Also haltet durch und am Schluss hört ihr ein bisschen Annie O. Genau, viel Spaß.

ART:ficial, der Podcast auf Spurensuche im Bildungskontinenum zwischen Kunst, Kultur und KI.

Liebe Annie, schön, dass wir heute hier bei dir zu Gast sind und du äh zu unserem Podcast dich interviewen lassen möchtest. Mich würde jetzt mal interessieren, welche Relevanz haben Orte für dich bei deiner täglichen Arbeit.

Insofern, als das meine, Arbeit ja nur an bestimmten Orten ausgeübt werden kann äh also als DJ ist man natürlich in bestimmten Räumen unterwegs, also entweder in Clubs oder auf Veranstaltungen, das heißt es ist ja kein alltäglicher Beruf, der im alltäglichen Leben oder in alltäglichen Orten stattfindet, Und was inspiriert dich dann bei diesen Orten? Haben die einen Einfluss darauf, wie du arbeitest und welche Musik du machst, Ich habe schon oft drüber nachgedacht. Ähm ich glaube, es hat einen großen Einfluss darauf, Was Musik mit den Leuten macht. Also es gibt ganz, ganz viele Faktoren, so was wie Licht oder Größe oder Anzahl der Leute, Tageszeit, Alkoholpegel, ähm es gibt unglaublich viele Faktoren, die darüber entscheiden, ja, wie eine Stimmung kreiert werden kann, Und ich habe mir schon immer mal wieder gedacht, ich habe mir schon immer gedacht, dass ich da irgendwie äh, dass ich das mal quantifizieren möchte mit meinem Buch darüber schreiben möchte. Aber es ist eher so ein Gefühl, also, Man passt sich so ein bisschen an den Ort an und die Gäste eben auch, die Leute, die äh ja, Tanzenden, Und manchmal muss man nicht viel machen und der Raum macht die Arbeit und manchmal muss man richtig hart arbeiten, weil der Raum nicht so richtig stimmt.

Apropos Arbeit, du hast ja jetzt ein ganz besondere Art der Tätigkeit. Du hast ja früher eigentlich mal eine andere.

Berufung oder einen anderen Beruf gehabt? Ähm willst du mal ein bisschen erzählen, äh wie dein Werdegang gewesen ist? Du bist ja immer in London gewesen viele Jahre und bist jetzt in Berlin und, Wie bist du dahin gekommen, was du heute machst? Genau, ja, das waren etwas längerer Weg oder über Umwege zur Musik. Ähm ich habe, früher erst BWL studiert mit äh mit ähm Fokus auf Finanzen noch in Deutschland, bin dann nach London gegangen als Investmentbankerin, das war mein erster äh Job, Und ähm das war auch wirklich das, was ich unbedingt machen wollte, Und aber als ich dann ankam und den Job wirklich ausgeübt habe, ist mir nach wenigen Monaten klar geworden, dass es eine totale Sackgasse ist. Das ist überhaupt nicht das ist, was äh ich auf Dauer machen möchte, Und habe dann wirklich kurzerhand ähm gekündigt, Obwohl ich wie gesagt jahrelang darauf hingearbeitet hatte, also es war etwas überraschend für alle Beteiligten, für mich auch und dann habe ich mich wirklich von London aufsaugen lassen ähm und habe da dann wirklich zur, Ja, zur Musik, zur Lebendigkeit gefunden. Habe dann erst ähm Schlagzeug gelernt, Frisch, also ich konnte es vorher nicht, habe Schlagzeug gelernt und habe dann in der Band gespielt viele Jahre und dann hattest du die Kurve zum Auflegen bekommen, als die Band sich dann getrennt hat, habe ich dann alleine weitergemacht, Und so bin ich dann quasi als DJ aus London wieder raus nach Berlin gekommen. Also es war eine große, ja, eine große Kurve oder Kehrtwende.

Ich finde, das hört sich einfach total spannend an und wenn ich jetzt überlege, Wie du als Investmentbankerin gearbeitet hast, kannst du mal so einen typischen Alltag beschreiben als Investmentbankerin und dann mal vergleichen, wie die Tätigkeit damals im Vergleich zu heute aussieht.

Ja also an einem typischen Morgen, den man recht früh durch die großen Tore der Investmentbank, nochmal auf den Ort zurückzukommen, das war ein sozusagen mit hunderten Leuten in einem Raum. Also es waren wirklich riesige Reihen, Weil ähm nur kurz zur Erklärung, ich war zwar im im Investmentbanking, habe aber eigentlich auf dem mit auf dem Trading Floor mitgearbeitet. Das heißt, es war ein riesiger Raum mit riesig vielen Leuten. Jeder hatte drei, vier, fünf Computerscreens vor sich, und da saß ich dann irgendwo an der Seite und habe ähm, Ich habe notleidende Kredite analysiert äh damals und genau, dann hat man dann von also zwölf Stunden lang vorm Computer gesessen, Hat sich Zahlen und Industrien und äh andere Werte angeschaut und äh genau und ja eigentlich nur auf einen Screen gestarrt, Also das finde ich total krass. Also ich meine, man kennt das ja so ausm Film irgendwie, ne? Das ist wirklich wie so eine Filmszene und dass es wirklich so ist, bin ich ja echt total abgefahren und wenn man den ganzen Tag da in so einer riesigen Halle steht, das muss ja wirklich auch drücken sein. Was war der Moment oder was war so der schlimmste Moment in dieser Zeit, wo du sagtest du musst das jetzt ändern.

Das war eher so eine graduelle Entwicklung. Also ähm am Anfang bin ich ganz ehrfürchtig durch die Türe gegangen und dachte so, wow, jetzt bin ich Teil des Großen und war irgendwie so ganz, Irgendwie so beseelt, dass ich es geschafft hatte. Also es war so ein bisschen stolz und und Ehrfurcht irgendwie auch und dann über die Wochen und äh paar Monate hat sich das dann gewandelt. Also ich bin immer, das war wie so ein Bauchgefühl, was immer stärker wurde. Ich bin immer, Ja widerwilliger morgens reingegangen, bin tagsüber, konnte es nicht mehr abwarten, habe immer auf die Uhr geschaut, abends wollte ich nicht noch, dass irgendeine Aufgabe kommt, ich wollte unbedingt schnell weg. Also es wurde so ein richtiger Fluchtreflex und das wurde halt stärker und stärker und stärker, Ähm ja es war wie so eine zweite Stimme, die plötzlich in so wirklich eine physische Bauchstimme, die mir gesagt hat, Scheiße, du musst hier raus, Und äh was haben die Menschen dort mit dir gemacht? Also hattest du da gute Freunde oder wie war so der Bezug zu den anderen Kollegen und Kolleginnen damals?

Ähm da gab's eigentlich zwei Bezugsrahmen, also einmal das Team an sich, in dem ich gearbeitet habe, Das war eigentlich sehr cool. Ehrlich gesagt war wurde ich da sehr gut aufgenommen. Ähm man kann natürlich noch Natürlich ist die Frauenquote sehr gering im oder war damals im Investmentbanking, was ich aber überhaupt nicht als Probleme fand. Also ich hatte ein sehr unorthodoxes Team, was eigentlich mich mit offenen Armen empfangen hat und ähm, Mich als neuen Charakter quasi mit integriert hat. Also da kann ich nicht klagen. Und der andere Bezugspunkt war, jedes Jahr stellt die Bank ja eine riesige Menge an Leuten ein. Also wir sind dann so the class of two thousand six, ne? Also ich hatte 206 angefangen. Das heißt, man hat ganz viele Bezugspunkte von ebenso neuen äh Rekrutierten, die gerade angefangen hatten, hatten Weil wir vorher sechs Wochen Training zusammen hatten und ähm da hat man sich dann immer mal wieder getroffen und sich ausgetauscht, weil wir alle natürlich ein bisschen überfordert waren und alles neu und ähm, Und ich war dann die Einzige aus dieser Class of two thousand Six, die dann äh gekündigt hat, nach nur ein paar Monaten, Und ich habe dann aber viele Stimmen von meinen Gleichaltrigen, sage ich jetzt mal, gehört, dass sie das äh eigentlich, Sehr bewundert haben und viele auch gehadert haben, aber sich das nicht richtig getraut haben oder dem noch mehr Zeit geben wollten oder wie auch immer, Ja total spannend ähm wenn man jetzt mal überlegt, wie heute dein deine Arbeit aussieht, wie würdest du das beschreiben und wo ist eigentlich der größte Unterschied dadrin.

Ähm, Ja, es gibt den Scherz, das ist ja schlaflose Nächte ja immer noch gleich sind zwischen Investmentbanking und und äh auflegen, aber man muss ja auch vergleichen, Wir reden jetzt beim Auflegen oft dann über die die wirkliche Tätigkeit, ne? Aber was ja zum Leben des DJs dazugehört, ist ja, eigentlich ehrlich gesagt, dass man den Großteil der Zeit ja nicht arbeitet, ne? Also man hat ja quasi eine sehr kondensierte Arbeitszeit in der Woche und das ist, finde ich, genauso wichtig, wie die Tätigkeit an sich, also für mich auf jeden Fall Also was der Unterschied ist, ist es eine unglaubliche Selbstbestimmtheit. Ähm, Freiheit, also es ist natürlich als Selbstständiger sowieso gegeben, aber dadurch ähm, Dass man auch sich selbst als Produkt hat sozusagen, das ist ja als Künstler dann noch mal so, Ähm also was ich am meisten wertschätze an dieser Arbeit, ich ich find's immer noch schwierig für Arbeit zu sagen ähm aber es ist natürlich meine Arbeit, aber es fühlt sich so natürlich ins Leben integriert an. Also ich muss nicht Es fühlt sich überhaupt nicht nach Arbeitszeit an. Ich setze mich nicht irgendwie an Schreibtisch und denke so, ich muss jetzt arbeiten, sondern ich kriege E-Mails, beantworte die und keine Ahnung, plane, bereite meine Sets vor, gehe in Club, das sind alles es ist einfach, Eine ganz es ist wie äh also es ist wie als würde ich was privates machen. Es ist wirklich kein es gibt keinen Unterschied. Und das finde ich äh total bereichernd.

Das ist ja eigentlich der absolute Traum von ganz vielen Menschen. Also ich würde fast sagen, von jedem Menschen ist das doch eigentlich der absolute Traum, dass Arbeit nicht als Arbeit empfunden wird, sondern als etwas, was Spaß macht, was sich genauso, wie du beschrieben hast, ins Leben integriert, Wie bist du dahin gekommen Annie? Wie hast du das gemacht.

Ja, ich glaube, ähm das Auflegen, Als Tätigkeit ist er eigentlich daraus erwachsen, dass sich in London eigentlich erst mal die Clubszene entdeckt habe und ganz viel feiern war. Oder natürlich als Band vorher als wir haben elektronische Musik gemacht, da haben wir quasi in der Elektro-Szene schon als Band gespielt, Aber im Endeffekt wurde aus dem Feiern, aus dem privaten Feiern, dann irgendwann so ein war dann so ein Übergang ins berufliche Auflegen und das war natürlich lange Zeit war das total vermischt, Ähm also eigentlich habe ich einfach nur etwas, was ich gut konnte, nämlich feiern, einfach immer weitergemacht äh und dadurch unglaublich viele Kontakte geknüpft und, Dann wurde es so Stück für Stück langsam zum Beruf, Und ich glaube immer daran, dass das für ganz viele andere Tätigkeiten auch äh gelten könnte, wenn man einfach, was ganz viel macht und immer dabei bleibt und dann irgendwann ergibt sich einfach einen Weg, dass man irgendwie, das irgendwie auf irgendeine Art und Weise dann beruflich machen kann. Also daran glaube ich ganz fest.

Okay, also ich habe jetzt mal so ein bisschen dazugehört. Du startest in London in einem riesen Büro mit unglaublich vielen Menschen und du endest bislang in einem Club, wo auch Hunderte oder tausende Menschen drin sind. Also insofern, Ist die Szenerie, zwei unterschiedlich, aber es liegt also nicht an den Menschen in diesem Riesenraum in im Investmentbanking, Was dich abgeschreckt hat, was mich interessiert, ist diese Journey zwischen diesem Büro und diesem Club heute, Und das eben jetzt schon angedeutet, also du hast im Grunde für dieses Büro hast du ja eine unglaublich lange Qualifizierungsphase durchlaufen, Und auch deine Qualifizierungsphase wahrscheinlich bis zum Club hier in Berlin wird auch ähnlich lang gewesen sein, aber anders verlaufen sein, darüber würde ich ein bisschen gerne erfahren. Also das eine ist die Party machen, irgendwie feiern aber wie hast du dich professionalisiert? Als DJ jetzt, Ähm ja, Da gilt es wirklich das Wichtigste, um als DJ quasi, Sich einen Namen zu machen, ist unglaublich einfach spielen, spielen, spielen, Erfahrung, Referenzen im Endeffekt ist dann die Website oder heutzutage ist es natürlich dann irgendwie der Soundcloud oder Instagram leider ähm, Äh die Auflistung, wo man mal gespielt hat und es wirklich Kontakte, Kontakte, Kontakte ähm.

Ja, also sich ein Netzwerk aufbauen und das ist natürlich, deswegen geht das so Hand in Hand. Das Feiern an sich ist ja dann das Aufbauen eines Netzwerks zum Beispiel, und ich meine bei mir persönlich ist es so, ich habe mich sehr diversifiziert, was die Musikrichtung angeht, Ich habe irgendwann mal mit Elektro angefangen. Dann kam was weiß ich, 70er, achtziger, neunziger dazu, dann kam Elektro-Swing dazu, dann kam ein Tech House dazu und dann kam Techno dazu. Das heißt, das ist so meine Stärke, dass ich unglaublich vielseitig bin.

Eine Strategie ist, gibt natürlich eine andere Strategie, sich in einer in einem Genre ähm komplett zu irgendwie zu spezialisieren, aber da kann ich bei mir ganz konkret sagen, dass Erfahrung, also Erfahrung in verschiedenen Situationen mit verschiedenen Musikrichtungen, mit verschiedenen Publikum, Mich auch zu einem besseren DJ gemacht haben. Mhm das sind diese Live Acts und dazwischen, Jetzt gehst du in Studio oder übst du zu Hause irgendwelche Samples oder, Wie wie kann ich mir das vorstellen? Ähm.

Ja, natürlich suche ich immer zwischendurch nach neuer Musik, aber tatsächlich ist über die Jahre, finde ich, die Stärke und der Skill des Auflegens, Geworben sich immer besser, Spontan auf Situationen einzustellen. Also ich habe natürlich inzwischen ein riesen Repertoire an Musik, Aber es ist für mich überhaupt nicht mehr wichtig, irgendwie den neuesten Track zu spielen, sondern für mich ist es genau wichtig, In dem Moment für die Stimmung für die Leute, die vor mir stehen, genau die richtige, Die richtigen Tracks zu äh zu finden, um genau die richtige Stimmung zu erzeugen. Und das ist eigentlich das Handwerk, also das ist die Kunst. Es ist im Grunde Empathie, ne? Es ist eigentlich so die zentrale das zentrale Kompetenzfeld.

Hast du Tipps für also man sagt ja manche Menschen sind eher Empathie ähm, haben ein Talent für Empathie und andere eher nicht so aufgrund ihrer Sozialisation, Hast du irgendwelche Tipps, wie man so wie man lernt empathischer zu werden.

Hui, das ist eine große Frage. Ich nenne das manchmal auch ähm noch mal dazu, nenne ich manchmal Gruppenhypnose, ne? So äh das Auflegen, Und ähm ehrlich gesagt sehe ich aber auch die Unterschiede, weil ich zum Beispiel würde mich weniger als Künstlerin, sondern eher als Entertainerin bezeichnen, weil ich, Weil ich extrem eben, Auf die Stimmung eingehe oder extrem gerne oder mich anpasse an das, was Was vor mir ist und versuche da die richtige Stimmung zu kreieren. Deswegen ähm, bin ich sehr durchlässig oder sehr empfänglich für das, was um mich rum ist. Aber es gibt natürlich wiederum auch, ich will das jetzt nicht schwarz und weiß äh darstellen, aber, Als Künstler oder Künstlerin würde ich eher empfehlen, jemand der etwas Eigenes darbietet und etwas unabhängiger davon ist, wie es aufgenommen wird.

Deswegen würde ich sagen, man wählt sich wahrscheinlich seinen Weg, je nachdem, was man schon vor für Voraussetzungen hat.

Was ist eine gute Stimmung? Also ich bin ja Externe. Ich habe ja nicht so, Ich stecke da jetzt nicht so drin. Ich frage mich die ganze Zeit, du hast eben das auch noch mal angeführt, eine gute Stimmung zu produzieren. Was ist eine gute Stimmung, Ist eine supergute Frage, weil, Das ist eigentlich auch total individuell und ich habe Jahre gebraucht, bis ich gemerkt habe, was meine Definition von guter Stimmung ist. Und zwar ist es für mich wirklich gute Laune aus sich rauskommen. Äh lachen, wirklich ausgelassenheit.

Was aber gar nicht, was ich irgendwann gemerkt habe, was gar nicht auf alle DJs zutrifft, weil es gibt auch, Zum Beispiel das Ziel, Leute in sich reinzubringen und eher eine Trance irgendwie herzustellen, Aber bei mir ist es auf jeden Fall der Uplifting-Faktor, dass sich Leute beleben möchte, das ist meine meine Definition. Darf ich nur eine Frage stellen, dann kannst du bitte was mich noch interessiert ist.

Bewirbt man sich für irgendwelche Festivals oder wie läuft dieser Prozess ab oder bei irgendwelchen Bars oder ist es wirklich nur über diesen Networking nur Mundpropaganda oder ähm schickt man da vielleicht ein CV sogar hin und sagt, hier, da habe ich überall aufgelegt, Das ist mein Repertoire. Hört euch das an auf SoundCloud, das kann ich das kann ich ähm euch garantieren, Also bei mir war's so, am Anfang, wenn man noch am Beginn steht, Bietet man sich auf jeden Fall mal häufiger an oder schreibt mal irgendwohin und und schickt dann ja Referenzen, also eher so ein Mixes, ne, also dass man halt zeigt, was man so spielt oder wenn man eine Website hat, halt wo man schon aufgelegt hat, aber das wird über die Zeit immer unwichtiger. Also es gibt dann es ist wie so ein Schneeballeffekt Und irgendwann heutzutage ist nur noch so, wenn es irgendwo eine ganz bestimmte Party oder einen ganz bestimmten Club gibt, wo ich unbedingt mal auflegen möchte, dann, Mache ich das auch noch, aber das ist seltener geworden. Verstehe Ist im Grunde wie bei den Vorträgen, ne, sagt man ja auch, also wir es läuft alles irgendwann über Mundpropaganda und dann wird man weiter weiter gereist, hm.

Ich habe noch mal eine ähm ganz andere Frage und zwar ich gucke gerade die ganze Zeit auf dein tolles Buch Bücherregal und da steht ein ganz dickes Buch von Sigmund Freund äh Freund der Freundsche Versprecher, nicht? Ähm, Und ich weiß ja, dass du Psychologie studierst. Äh und wir hatten ja gerade auch das Thema Professionalisierung im Bereich Musik, ne, als DJane Hast du ja die letzten Jahre ganz erfolgreich ihren Namen hier gemacht, Inwiefern spielt jetzt diese Psychologiestudium da irgendwie hinein? Wie bist du auf die Idee gekommen, Psychologie zu studieren.

Ja, eigentlich war Psychologie schon, Seit Ewigkeiten ein Herzensfach, also eigentlich hätte ich das als erstes studieren sollen, aber habe irgendwie bin überhaupt nicht drauf gekommen. Ähm also ich habe mich schon wirklich seit, Fünfzehn, 20 Jahren damit privat einfach beschäftigt, Und dann interessanterweise, sobald ich vom Auflegen leben konnte, also sobald ich keine Nebenjobs mehr machen musste, hatte ich ja eigentlich ziemlich viel Freizeit und das ist erstmal war das eine große Erleichterung, weil wenn man am Wochenende natürlich, Wenig schläft und das sehr anstrengend ist, ist man froh, wenn man in der Woche erstmal sich ausruhen kann. Aber nach einer gewissen Zeit habe ich so gemerkt, nee, das kann's doch jetzt irgendwie nicht gewesen sein, Meine Gehirnzellen muss ich irgendwie doch noch ein bisschen anstrengen und habe nebenbei erstmal nur Teilzeit an der Fernuni angefangen Psychologie zu studieren. Das war irgendwie so ein ich weiß nicht, es war so die Lust daran, dieses Fach kennenzulernen, Und dann habe ich das so nebenbei gemacht. Das war perfekt und dann kam Corona. Und dann konnte ich ja über zwei Winter lang eigentlich kaum oder einmal gar nicht oder fast gar nicht auflegen. Und dann habe ich mich einfach ins Studium gestürzt und dann ähm das war total super, es war perfekt, Und dann hat sich das so schnell entwickelt, dass ich plötzlich den Master begonnen habe und äh bin jetzt an der Präsenzuni in in Berlin und bin jetzt quasi an meiner Masterarbeit. Also ich bin jetzt in diesem Sommer dann fertig, Und das hat sich alles so irgendwie Hand in Hand ergeben und das ist jetzt tatsächlich, da eröffnet sich so ein neuer, paralleler Weg, den ich sicherlich auch weiter äh gehen werde.

Kannst du das ein bisschen ausführen, wie du das dann vielleicht kombinieren möchtest? Also du erhältst ja glaube ich auch Vorträge, ne, auch wo es darum geht, Wie ähm dein Werdegang verlaufen ist und wahrscheinlich auch könnte ich mir vorstellen, dass es bisschen in die Richtung geht, auch andere Menschen vielleicht ein bisschen zu coachen in so eine Richtung, äh eine Tätigkeit oder eine Arbeit zu finden, die sie erfüllt oder, Geht's eher so in die Richtung Empathie, während du dann auflegst oder wie könnte ich mir jetzt in Zukunft so eine Verbindung aus Musik und Psychologie, vorstellen. Im Moment kommt die Psychologie, zum Beispiel bei den Vorträgen eher.

Nicht als Thema vor, sondern ist ein Werkzeug, wie ich über meine, meinen Werdegang nachdenke, weil mein Thema war eben, dass ich ja, mit voller Inbrunst dieses Investmentbanking Thema äh verfolgt habe und dann selber überrascht war, warum ich ein für mich ja irgendwie doch falsches Ziel verfolgt hatte, Was mir überhaupt nicht gepasst hat, also was meinen Bedürfnissen gar nicht gepasst hat. Also es ist eher so ein Thema von, Bisschen so falschem Selbst, äh dass man sich quasi selber was vormacht, äh dass man etwas möchte und dann irgendwann aufwacht und merkt, warum habe ich die ganze Zeit etwas verfolgt, was gar nicht zu mir passt. Also es ist so aus meiner Geschichte erwachsen, das heißt mit mehr und mehr Psychologiekenntnis verstehe ich mehr und mehr was diese Leistungsgetriebenheit und so weiter, was das alles für einen Zweck erfüllt hat und wie ich das quasi hinter mir lassen konnte.

In der Zukunft, Ja das werde ich öfter mal gefragt, ob man das kombinieren kann. Ich weiß nicht, ob ich's kombinieren möchte, aber ich werde auf jeden Fall erstmal weiter auflegen, aber parallel ähm mich weiter ausbilden, tatsächlich dann eine Therapeutenausbildung machen. Ähm, Was nämlich noch einige Jahre dauern wird, von daher ähm denke ich noch gar nicht über eine Kombination nach, sondern es wird jetzt erstmal parallel laufen.

Ähm wenn du an das äh Thema Lernen denkst, ja, also ich habe ja schon den Eindruck, du lernst gerne und entwickelst dich kontinuierlich auch gerne weiter, aber wie lernst du am besten und was gibt dir so einen Flow dafür.

Ja tatsächlich muss ich schon sagen, dass ich mein Leben lang immer nie Probleme hatte mit Lernen, also ähm, Gut, bei Fächern, wo man's vielleicht wo's nicht so intrinsisch ist, muss man sich wirklich muss man eher Disziplin an den Tag legen. Aber jetzt zum Beispiel das zweite Studium unterscheidet sich komplett vom ersten, weil beim zweiten Studium das so intrinsisch motiviert war, Oder ist, dass ich wirklich so eine Freude daran habe, das ist natürlich ein oder das ist natürlich der Idealfall, ne. Ähm, Aber eine Neugierde mitzubringen und vor allem, was ich brauche, ist wirklich Zusammenhänge zu verstehen. Was ich ich finde nichts schlimmer, als irgendwas lernen zu müssen, wo ich irgendwie nicht so richtig durchblicke oder wo ich nicht verstehe, was da die Zusammenhänge sind. Deswegen, War ich, glaube ich, auch damals in der Schule schon, wenn mich was interessiert, dann löcher ich halt mit Fragen, um alles irgendwie, um alle, Ecken zu verstehen eines Themas und dann kommt es richtig zum Leben irgendwie und dann muss man auch gar nicht mehr so viel lernen, weil man dann schon durch die Fragen so viel verstanden hat, Wollen wir jetzt noch drei Fragen hier von von unserem Fragenkatalog nehmen? Genau.

Willst du dir noch mal eine Frage erwürfeln eigentlich? Na klar. Ja klar.

So Sieben würde ich sagen. Die sieben. Gibt es strukturelle Barrieren und wenn ja welche?

Gute Frage. Ich glaube, da ähm ehrlich gesagt kann ich aus meiner Geschichte da wenig erzählen, weil ich tatsächlich irgendwie, Ja, durch so was nicht belastet war, sogar als selbst als Frau. Ich habe das nie also man könnte ja sagen, entweder ähm, Herkunft oder Geschlecht ähm, Ehrlich gesagt mit Herkunft, da war ich ein bisschen gesegneter, das heißt natürlich hatte ich da Privilegien, habe mich auch für eine Privatuni entschieden. Also da war ich sehr, sehr privilegiert. Ähm, und als Frau interessanterweise habe ich mir ja durchweg Männerdomänen ausgesucht, also als Investmentbankerin, dann als Schlagzeugerin, Und dann als DJane ähm und ehrlich gesagt habe ich das nie nie als Hindernis empfunden, aber ich weiß auch inzwischen, dass ich da, Ich weiß nicht, vielleicht ein bisschen besonders bin oder äh viel Glück gehabt habe, dass ich das nie als Einschränkung empfunden habe. Von daher gibt es auf jeden Fall strukturelle Einschränkungen. Ähm ich kann aus meinem eigenen Weg aber nicht viel davon erzählen.

Was ich aber total gut finde für dich, ne? Ja ja. Das kostet man fühlt sich schon so, als müsste man sich entschuldigen, ne? Ne, es ist aber ist aber toll, ja. Ja.

Ich habe eine Frage, die mich wirklich brennend interessiert, die muss ich jetzt mal dazwischenschieben. Was ist das Schlimmste, was der je im Job passiert ist?

Nehmen wir den DJ Job. DJ Job. Mhm.

Das Schlimmste als DJ ist natürlich, wenn man sich komplett abrackert und überhaupt keine Resonanz äh erfolgt, Aber das noch schlimmere ist, wenn man irgendwo und das ist wirklich zum Glück sehr selten vorgekommen, aber ich erinnere mich gerade an eine Situation, wo, Das Publikum wirklich überhaupt nicht reagiert, äh da äh also das ist ja eh schon, aber dann, Wenn man dauernd gefragt wird, hast du, hast du, hast du, hast du das, hast du das? Und du merkst, du hast überhaupt gar nicht diese Musikrichtung und du merkst, dass die Gäste voll auf einem völlig anderen Level sind, Oft hat das ein bisschen mit Alter zu tun. Also inzwischen, ich werde jetzt auch vierzig äh, spiele gerne für gleichaltrig oder sagen wir mal dreißig bis sechzig so, das ist perfekt, aber ein bisschen älter, so siebziger und so, das ist super, Aber wenn's jünger wird, dann bin ich auch raus inzwischen und da ähm gab's Situationen, wo wirklich ein junges Publikum vor mir stand und ich dachte, Scheiße, ich habe überhaupt keine Ahnung, was die heute hören.

Und das ist eine total tolle Überleitung, weil mir brennt noch eine ganz krasse Frage auf äh der Zunge und zwar wie stellst du dir denn deinen Job in zehn Jahren, Vor allem vielleicht auch mit Blick auf KI und die ganzen Technologien. Meinst du DJs gibt's in Zukunft.

Also ich glaube, die gut alten Berliner Clubs, die werden äh noch lange Zeit brauchen, bis sie äh so was umarmen. Da ist es ja schon fast verpönt, wenn man einen guten Instagram-Account hat. Also das ist toll. Also auf die Berliner Clubs kann man sich verlassen. Ähm, Was die Firmenevents angeht, das ist interessant, Ich werde tatsächlich jetzt bald in ein paar Wochen auf der IFA mit einem ein Robot-Duell machen, also wo ich äh mit Erst wollten wir gegen einen Roboter, aber jetzt machen wir's mit einem Robot auf der Bühne stehe und ehrlich gesagt, was ich mitbekomme, es ist noch sehr weit weg, dass das einen menschlichen Entertainer und da meine ich, da meine ich wirklich die Entertainer-Qualitäten.

Die werden für Live-Events auf jeden Fall sehr sehr wichtig bleiben und ähm natürlich kann, Eine AI sicherlich eine super gute Musikauswahl treffen. Das wissen wir auch von Spotify und den Algorithmen. Aber wenn's wirklich um das Entertainment geht, da glaube ich daran, dass die menschliche, Präsenz noch lange ähm notwendig ist und gewollt ist, Glaube ich auch. Ich würde deinen Würfelwurf einfach mal weiter nehmen und zwar die Nummer 34 daraus machen. Sehr gut. Weil das ist eine super Schlussfrage glaube ich sogar fast. Welches Lebensmotto würdest du jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Da muss ich kurz nachdenken. Ich glaube, das aller aller aller Wichtigste ist, Überhaupt nicht, dass man schon weiß, was man will oder dass man Idee hat oder sondern dass man sich ganz, ganz vielen neuen Eindrücken, Aussetzt, also dass man reißt, dass man ins Ausland fährt, dass man sich ganz viele Szenen anguckt, sich ganz viele verschiedene Bereiche anschaut.

Weil ich habe es ja bei mir gemerkt, erst als ich aus meiner Bubble rauskam, aus der Leistungsbabbel, die ich wirklich jahrelang, in der ich jahrelang drin war, Immer wenn ich im Ausland war und anderes gesehen habe, hat das Stück für Stück meine Bubble aufgebrochen und ich glaube, das ist, Es muss jetzt nicht unbedingt Ausland sein, aber es muss wirklich, dass man immer wieder über seinen Tellerrand schaut weil es dann, ohne dass man das will, einfach etwas mit einem macht und neue Inspirationen setzt. Das wäre so mein mein Tipp. Super. Hast du noch was? Okay, vielen Dank, Annie. Gerne

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